Rodrigo Duterte sieht sich mit zunehmender internationaler Isolation konfrontiert, während er in den Niederlanden wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht steht. Der ehemalige philippinische Präsident, der einst für seinen mit eiserner Faust geführten sogenannten „Krieg gegen die Drogen“ bekannt war, muss sich nun vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) verantworten und kämpft um eine vorläufige Freilassung oder um Zuflucht in einem anderen Land.
Australien – Mitglied des IStGH und langjähriger Verbündeter der Philippinen – weigerte sich förmlich, Duterte aufzunehmen, und sei es nur vorübergehend. Dies geschah kurz nach einer Reise von Vizepräsidentin Sara Duterte in Melbourne, die sie als persönlichen Besuch bezeichnete, bei dem sie jedoch versucht haben soll, die australische Außenministerin Penny Wong zu kontaktieren. Wong lehnte ein Treffen ab, und Australien bestätigte per E-Mail seine Weigerung, die ehemalige Präsidentin zu empfangen.
Während Rodrigo Dutertes Anwaltsteam behauptet, ein anderes, nicht genanntes Land habe sich bereit erklärt, ihn unter vom IStGH genehmigten Bedingungen aufzunehmen, hat dies kein Land öffentlich bestätigt.
Die Regierung von Präsident Ferdinand Marcos Jr. besteht darauf, dass sie nicht formell mit dem IStGH zusammenarbeitet – die Philippinen haben sich 2019 aus dem Römischen Statut zurückgezogen – jedoch sollen Zeug:innenschutz und logistische Unterstützung über inländische Kanäle bereitgestellt werden.
Justizminister Jesus Crispin Remulla bestätigte, dass mehrere IStGH-Zeug:innen nach philippinischem Recht Schutz und Unterstützung erhalten.
Die Anklage gegen Rodrigo Duterte wird sich auf umfangreiches Beweismaterial stützen, darunter öffentliche Geständnisse und Tausende von Seiten an Unterlagen. Der IStGH wird voraussichtlich am 23. September 2025 mit der Anhörung zur Bestätigung der Anklage beginnen, nachdem kürzlich mehr als 90 neue Beweise vorgelegt wurden.
Zu den wichtigsten Verbündeten von Rodrigo Duterte, die immer noch vom IStGH „verdächtigt“ werden, gehört Senator Ronald ‚Bato‘ Dela Rosa, ehemaliger nationaler Polizeichef und Architekt seines „Krieges gegen die Drogen“. Vizepräsidentin Sara Duterte setzt sich weiterhin für die Freilassung ihres Vaters aus humanitären Gründen ein und führt dabei sein Alter und angebliche gesundheitliche Probleme an.
Opfergruppen, Menschenrechtsanwäl:innen und das Office of Public Counsel for Victims (OPCV) des IStGHs haben sich jedoch vehement gegen die Freilassung von Duterte ausgesprochen. Sie argumentieren, dass er weiterhin eine Bedrohung für Zeug:innen darstellt und politischen Einfluss ausübt – insbesondere in Davao City, wo er kürzlich zum Bürgermeister gewählt wurde, aber noch nicht seinen Amtseid abgelegt hat.
Rodrigo Dutertes ehemaliger Pressesprecher Harry Roque hat selbst mit rechtlichen Problemen zu kämpfen. Berichten zufolge haben die Niederlande sein Asylgesuch abgelehnt, er könne sein Glück in Deutschland nun versuchen. Außerdem wird er in den Philippinen im Zusammenhang mit Menschenhandel und philippinischen Offshore-Glücksspielgeschäften gesucht. Das Justizministerium arbeitet daran, ihm seinen Pass zu entziehen, was möglicherweise die Tür für eine Beteiligung von Interpol öffnet.
Roque hat die Berichte über die Ablehnung des Asylantrags als „Falschnachrichten“ abgetan und betonte, dass er lediglich an Veranstaltungen der philippinischen Gemeinschaft in Europa teilnimmt.