Fünfte Verurteilung im „Krieg gegen die Drogen“: Polizeioberst wegen Mordes im Jahr 2016 schuldig befunden

Ein Gericht in Baguio City verurteilte Polizeioberst Dante A. Lubos wegen Mordes an Ryan Dave Almora im Jahr 2016, welcher in einer angeblichen Anti-Drogen-Operation im Rahmen des sogenannten „Kriegs gegen die Drogen” des ehemaligen Präsidenten Rodrigo Duterte erschossen wurde.

Am 22. August 2025 verurteilte Richter Rufus Gayo Malecdan Jr. Lubos zu einer Freiheitsstrafe von 10 bis 14 Jahren und 8 Monaten und verurteilte ihn zur Zahlung von 1,45 Millionen Pesos Schadensersatz an die Familie von Almora. Das Gericht wies Lubos‘ Selbstverteidigungsargument (sog. „nan-laban“ in Tagalog) zurück und entschied, dass Almora in seinem Haus unbewaffnet und wehrlos war.

Forensische Berichte und Berichte des National Bureau of Investigation (NBI) zeigten, dass Almora keine Schmauchspuren an den Händen hatte, und auch die Flugbahn der Kugeln deutete darauf hin, dass er kniete oder lag, als er erschossen wurde. Die angeblich sichergestellte Waffe gehörte nicht Almora, und das Gericht entschied, dass die Operation unrechtmäßig war und gegen die Protokolle der philippinischen Nationalpolizei (Philippine National Police/PNP) verstieß.

Die Verurteilung von Lubos ist die fünfte landesweite Verurteilung im Zusammenhang mit den außergerichtlichen Hinrichtungen im Rahmen des „Kriegs gegen die Drogen“, der seit 2016 Berichten zufolge fast 30.000 Todesopfer gefordert hat. Es ist die erste Verurteilung im Norden von Luzon und betrifft den bislang ranghöchsten Polizeibeamten, der für schuldig befunden wurde.

Nach der Verurteilung hat die National Union of Peoples’ Lawyers–National Capital Region (NUPL-NCR) eine unabhängige Untersuchung aller Todesfälle gefordert, die mit Polizeieinsätzen während der Amtszeit von Duterte in Verbindung stehen.

Trotz Tausender Todesopfer im Rahmen des „Kriegs gegen die Drogen“ wurden nur neun Polizeibeamte verurteilt – drei für Kian delos Santos, einer für Carl Angelo Arnaiz und Reynaldo de Guzman, vier für Luis und Gabriel Bonifacio und einer im Fall Almora.

Ein Bericht der philippinischen Menschenrechtskommission (Commission on Human Rights/CHR) aus dem Jahr 2022 nennt 478 Vorfälle mit 698 Opfern, an denen die Polizei beteiligt war. Im Jahr 2021 verwies das Justizministerium (Department of Justice/DOJ) 50 Fälle gegen 154 Beamt:innen an das NBI, doch die Ermittlungen kommen nicht voran.

Menschenrechtsgruppen fordern die Regierung und die PNP auf, die Verwendung der Durchführungsverordnung Nr. 2 (2016) einzustellen, welche die PNP oft nutzt, um CHRs Zugang zu Polizeiaufzeichnungen zu blockieren, und appellieren an Präsident Ferdinand Marcos Jr. und den PNP-Chef, die Verordnung im Sinne einer besseren Transparenz zu ändern.

In einem anderen Fall, im Zusammenhang mit der Ermordung des spanischen Geschäftsmanns Diego Bello Lafuente im Jahr 2020 in Siargao steht eine Gerichtsentscheidung noch aus. Drei Polizisten – Captain Wise Vicente Panuelos, Staff Sergeants Ronel Pazo und Nido Boy Cantos – sind wegen Mordes und der Fälschung von Beweismitteln angeklagt.

Die Behörden hatten Lafuente – einen spanischen Geschäftsmann und Surfer mit Wohnsitz in Siargao, Surigao del Norte – als mutmaßlichen Drogenboss eingestuft. Polizeibeamte behaupteten, er habe 2020 bei einer angeblichen Anti-Drogen-Operation eine Schießerei ausgelöst, doch forensische Beweise widerlegten dies später.

Der Fall, der seit langem von der CHR und europäischen Gesetzgeber:innen wegen Verzögerungen kritisiert wird, könnte die sechste Verurteilung im Zusammenhang mit dem „Krieg gegen die Drogen” werden.

 

Foto © Raffy Lerma

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