Lumad-Schüler*innen von Polizei “gerettet”

10. März 2021 | "War on Drugs", Human Rights News

Update Juni 2021:

Im Zuge der “Rettungsaktion” vom 15. Februar wurden sieben Personen (3 Schüler*innen, 2 Lehrer*innen und 2 Gemeinschaftsoberhäupter [von indigenen Lumads in Mindanao „Datu“ genannt]) verhaftet. Der Vorfall wird als “Bakwit School 7” bezeichnet. Am 5. Mai wies das Office of the Provincial Prosecutor (OPP) von Davao del Norte alle Anklagen ab und nach drei Monaten Haft wurden sie schließlich am 14. Mai freigelassen.

Die NGO Save Our Schools Network (SOS) fordert erneut, die National Task Force to End Local Communist Armed Conflict (NTF-ELCAC) abzuschaffen und sagt: “Wir verurteilen die NTF-ELCAC, da sie das Recht der Schüler auf Bildung durch das Red-Tagging und die Militarisierung des DepEd zerstört hat, was zur Schließung von Lumad-Schulen in Mindanao führte.” Der Fall gibt Anlass zu weiterer Kritik an der NTF-ELCAC, insbesondere nachdem Lorraine Badoy, deren Sprecherin, angedroht hat, das Verfahren gegen die “Bakwit School 7” weiterzuführen. Da die NTF-ELCAC von einem “lebenden Fall” spricht, drängten sie darauf, die Anhörung des Menschenrechtsausschusses des Repräsentantenhauses zu verschieben, der die illegale Inhaftierung untersucht.

Hintergrund: Mindestens 19 Lumad Schüler*innen und deren Lehrkräfte wurden am 15. Februar von der PNP vom Campus der University of San Carlos-Talamban (USC) verschleppt, in einer Aktion die offiziell als „Rettungsaktion“ deklariert wurde. Angeblich waren die Schüler*innen Opfer von Indoktrinierung durch die kommunistische Rebellenbewegung NPA. Einige Lehrkräfte versuchten Schüler*innen zu verstecken, um sie vor der Verschleppung zu schützen. Ihnen droht nun ein Strafverfahren wegen angeblicher Kindesentführung und Kindesmissbrauch.
Videoaufnahmen der „Rettungsaktion“ zeigen jedoch ganz deutlich, dass die Schüler*innen gegen ihren Willen verschleppt wurden und nicht, wie die Polizei angibt, gerettet wurden.

Aufgrund der politischen Spannungen zwischen der Regierung und den kommunistischen Rebell*innen werden indigene Grupen wie die Lumad häufig Opfer von Übergriffen durch das Militär, Landraub, Zwangsevakuierungen und extralegalen Hinrichtungen. Die Schulen der Lumad werden vielfach zu Opfern von Red-Tagging und müssen daraufhin geschlossen werden.
Um ihre Ausbildung an einem sicheren Ort weiterzuführen, hatten sich diese Schüler*innen laut dem News-Portal Rappler nach Cebu begeben, wo sie in provisorischen Einrichtungen, sogenannten Lumad Bakwit Schools weiter lernen konnten. Diese Bakwit Schools werden von kirchlichen Gruppierungen und akademischen Institutionen in Davao, Metro Manila und Cebu betrieben. Aufgrund des Lockdowns und den damit verbundenen Reisebeschränkungen mussten die Schüler*innen ihre Rückkehr nach Hause verschieben.

Mittlerweile sind die minderjährigen Schüler*innen zurück in ihr Zuhause gebracht worden. Dieser Rücktransport geschah ohne Einverständnis der Eltern.

Die philippinische Menschenrechtskommission CHR wehrt die Vorwürfe der angeblichen Indoktrinierung vehement ab. Auch internationale Organisationen wie Human Rights Watch und die International Coalition for Human Rights in den Philippinen fordern nun eine sofortige Entmilitarisierung der indigenen Schulen und den Schutz des Rechts auf Bildung der Lumad Kinder. Verschiedene Menschenrechtsgruppen und Regierungsabgeordnete fordern eine rechtliche Untersuchung der Aktion.

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