Der ehemalige Präsident Rodrigo Duterte hat die Bürgermeister:innenwahlen in Davao City am 12. Mai 2025 gewonnen, obwohl er vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag im Zusammenhang mit den Menschenrechtsverletzungen in seinem sogenannten „Krieg gegen die Drogen“ inhaftiert ist. Dem offiziellen Wahlbericht zufolge erhielt Duterte 662.630 Stimmen und lag damit weit vor seinem Gegenkandidaten, Rechtsanwalt Karlo Nograles, der nur 80.852 Stimmen erhielt.
Duterte wurde am Dienstag, dem 13. Mai 2025, offiziell zum neu gewählten Bürgermeister ernannt. Seine tatsächliche Übernahme des Bürgermeister:innenamtes hängt jedoch von der Entscheidung der Wahlkommission (Commission on Elections/COMELEC) ab. Der Rechtsexperte Rodel Taton, Dekan der San Sebastian Graduate School of Law, wies darauf hin, dass nach dem Omnibus-Wahlgesetz das Amt für vakant erklärt wird, wenn ein:e gewählte:r Beamte:r es versäumt oder sich weigert, innerhalb von sechs Monaten nach ihrer:seiner Ernennung den Amtseid abzulegen. Taton stellte jedoch klar, dass es eine Ausnahme gibt: „Wenn er nachweisen kann, dass dieses Versäumnis außerhalb seiner Kontrolle liegt, kann sein Eid ausgesetzt werden. Es ist Sache der COMELEC, zu entscheiden, ob seine Inhaftierung einen triftigen Grund darstellt.“
Trotz der Rechtsunsicherheit hat Vizepräsidentin Sara Duterte bestätigt, dass die Vorbereitungen für die Vereidigung ihres Vaters bereits im Gange sind.
Die Wahlergebnisse zeigen, dass die politische Basis von Rodrigo Duterte in Davao City stabil bleibt. Sein Sohn, Sebastian „Baste“ Duterte, gewann die Wahl zum stellvertretenden Bürgermeister und es wird erwartet, dass er in Abwesenheit seines Vaters das Amt des Bürgermeisters übernimmt.
Der ältere Sohn von Rodrigo Duterte, Paolo „Pulong“ Duterte, sicherte sich seine dritte und letzte Amtszeit als Kongressabgeordneter für den ersten Bezirk von Davao City. Im selben Bezirk gewann Pulongs Sohn, Rodrigo „Rigo“ Duterte II, einen Stadtratssitz mit der höchsten Stimmenzahl. Es wird erwartet, dass Rigo die Rolle des stellvertretenden Bürgermeisters übernehmen wird, wenn sein Onkel Sebastian das Amt des amtierenden Bürgermeisters antritt.
Pulongs älterer Sohn, Omar Duterte, gewann im 2. Bezirk von Davao und wird seinem Vater im Repräsentant:innenhaus folgen. Pulongs Ehefrau, January Duterte, wird als Präsidentin der Vereinigung der Barangay Captains von Davao einen Sitz im Stadtrat übernehmen.
Unter Berufung auf den erdrutschartigen Sieg der Dutertes in Davao City wird in einigen Medienberichten behauptet, dass die Zwischenwahlen 2025 den Einfluss der Duterte-Familie auf einen erheblichen Teil der philippinischen Wählerschaft deutlich gemacht haben.
Es wurde jedoch auch festgestellt, dass die Dutertes zwar die politische Kontrolle in Davao City behalten haben, ihr Einfluss in anderen Provinzen der Region Davao jedoch zu schwinden scheint, da dort Kandidat:innen, die mit Präsident Marcos Jr. und seiner Partido Federal ng Pilipinas (PFP) verbündet sind, bei den Zwischenwahlen 2025 Schlüsselpositionen gewonnen haben.
Politischer Stellvertreter:innenkampf
Die jüngsten Zwischenwahlen wurden als politischer Stellvertreter:innenkampf zwischen Ferdinand Marcos Jr. und Sara Duterte betrachtet, da die ehemaligen Verbündeten zu Feind:innen geworden sind. Es wurde erwartet, dass mehr Kandidat:innen, die von Marcos Jr. unterstützt wurden, gewinnen würden, da der Einfluss des amtierenden Präsidenten während der Zwischenwahlen am stärksten sein dürfte, so einige Analysten.
Die Wahl führte zu einer Patt-Situation zwischen den von Marcos unterstützten Kandidat:innen, den Verbündeten von Duterte und den liberal eingestellten Kandidat:innen, sagte Maria Ela Atienza, Professorin für Politikwissenschaften an der Universität der Philippinen.
Von den 12 neu gewählten Senatoren wurden fünf von Sara Duterte unterstützt, darunter die Schwester des Präsidenten, Imee Marcos, und Camille Villar, die beide mit der politischen Fraktion von Marcos verbunden sind. Fünf weitere waren mit dem Marcos-Lager verbündet, während zwei unerwartete Gewinner von der Opposition kamen – Paolo Benigno „Bam“ Aquino IV and Francisco „Kiko“ Pangilinan. Zwei Verbündete von Duterte – Christopher „Bong“ Go und Ronald „Bato“ Dela Rosa – landeten ebenfalls unter den ersten fünf. Der Politologe Ronald Llamas erklärte, die Ergebnisse zeigten „ein Votum gegen die Regierung“, aber es sei auch „kein Votum für die Dutertes“, da viele Anti-Duterte-Kandidat:innen im Repräsentant:innenhaus gewonnen hätten.
Der Anthropologe Amiel Lopez aus Davao stellte fest, dass die Inhaftierung von Rodrigo Duterte in Den Haag paradoxerweise das politische Ansehen seiner Familie stärken könnte. Er vermutet, dass Ereignisse wie die Proteste und Gebetskundgebungen nach Dutertes Verhaftung die öffentliche Unterstützung verstärkt haben, insbesondere durch die Förderung einer „Mindanao-Stimme“ und einer regionalistischen Identität. Dieses Gefühl der regionalen Solidarität in Verbindung mit nationalistischen Gefühlen habe eine „Wir-gegen-sie“-Mentalität gefördert, die den politischen Einfluss der Familie Duterte gefestigt habe, erklärte er.
Der Abgeordnete Toby Tiangco ist ebenfalls der Ansicht, dass die Amtsenthebungsklage gegen Sara Duterte für die schlechten Wahlergebnisse der von Marcos Jr. unterstützten Senatskandidat:innen in Mindanao verantwortlich ist. Tiangco erklärte, dass sich „das Gefühl der Wähler:innen in Mindanao geändert hat, nachdem Sara Duterte vom Repräsentant:innenhaus angeklagt wurde und die Anklageschrift im Senat zur Verhandlung eingereicht wurde“.
„Früher haben unsere Kandidat:innen Stimmen aus Mindanao bekommen, jetzt nicht mehr. Früher wählten sie Kandidat:innen, die ihnen gefielen. Das hat sich jetzt geändert. Sie wählten die Kandidat:innen aus, die nicht für das Amtsenthebungsverfahren stimmen würden“, sagte Tiangco.
Der Kongressabgeordnete Jude Acidre wies jedoch darauf hin, dass 100 oder fast 87 Prozent der 115 Abgeordneten des Repräsentant:innenhauses, die für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Sara Duterte gestimmt hatten, bei den Zwischenwahlen neue Mandate erhielten. „Diese Ergebnisse widerlegen die Behauptung, das Amtsenthebungsverfahren sei eine politische Belastung“, sagte Acidre.
Acidre wies auch darauf hin, dass in Mindanao, der Hochburg der Dutertes, 36 von 44 Bezirksabgeordneten, die das Amtsenthebungsverfahren gegen die Vizepräsidentin befürwortet hatten, bei den jüngsten Wahlen wiedergewählt wurden.
Es wird erwartet, dass sieben Senatoren des 20. Kongresses sie im Amtsenthebungsverfahren freisprechen werden, sagt Aries Arugay, Professor an der Universität der Philippinen in Diliman. Zu ihnen gehören die neu gewählten, von Duterte unterstützten Senatoren Christopher Go, Ronald Dela Rosa, Rodante Marcoleta, Camille Villar und Imee Marcos. Es wird erwartet, dass sie sich den Duterte-Verbündeten Robin Padilla und Alan Peter Cayetano anschließen, deren Amtszeit bis 2028 läuft.
Da für eine Verurteilung im 24-köpfigen Senat 16 Stimmen bzw. eine Zweidrittelmehrheit erforderlich sind, bräuchte Sara Duterte mindestens neun Stimmen für einen Freispruch.
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