Mögliche Konsequenzen von Sara Dutertes Morddrohungen

16. Dezember 2024 | Aktuelles, Human Rights News, Innenpolitik

Am 23. November 2024 drohte Vizepräsidentin Sara Duterte in einer digitalen Pressekonferenz auf dem sozialen Medienkanal Facebook, Präsident Ferdinand Marcos Jr., dessen Ehefrau sowie den Sprecher des Repräsentant:innenhauses, Martin Romualdez, töten zu lassen, falls sie selbst ermordet werde. Duterte verneinte später, dass sie Morddrohungen ausgesprochen habe und lediglich „Bestürzung“ gegenüber Marcos Jr. aussprach.

Duterte äußerte diese Drohung, als die Stabschefin des Büros der Vizepräsidenten (Office of the Vice President/OVP), Unterstaatssekretärin Zuleika Lopez, in Untersuchungshaft genommen wurde. Lopez erhielt eine Vorladung vom Repräsentant:innenhauses, da sie einen Tag vor einer Anhörung des Untersuchungsausschuss am 5. November 2024, zu der sie eingeladen war, das Land verlassen hatte. Der Ausschuss untersucht den mutmaßlichen Missbrauch vertraulicher Gelder des OVP und des Büros der Bildungsministerin im Jahr 2022. Nachdem Lopez nur vage Antworten auf die Fragen der Abgeordneten gab, wurde sie vom Ausschuss wegen Missachtung vorgeladen und ihre Inhaftierung angeordnet. Zunächst war Lopez in den Räumlichkeiten des Repräsentant:innenhauses und später in einer Justizanstalt inhaftiert, wo sie eine Panikattacke erlitten habe.

Sara Duterte hat sich bisher geweigert, Fragen von den Abgeordneten zur umstrittenen Verwendung der vertraulichen Gelder des OVP zu beantworten. Die Verwendung der Gelder bleibt weiterhin umstritten. Anfang Dezember wurden zwei Amtsenthebungsklagen im Repräsentant:innenhaus gegen Duterte eingereicht, in denen ihr Vertrauensbruch gegenüber der Öffentlichkeit vorgeworfen wird. Die erste Beschwerde stammt von der Akbayan-Parteiliste, die zweite von der progressiven Gruppe Bagong Alyansang Makabayan (Bayan). Dennoch genießt Duterte weiterhin Zustimmung von ihren Unterstützer:innen. Diese haben ihre Aussagen bei einer Gebetskundgebung in Davao City am 23. November 2024 mit der Erklärung verteidigt, sie habe lediglich zeigen wollen, dass sie sich selbst verteidigen könne.

Präsident Ferdinand Marcos Jr. hat die Drohungen der Vizepräsidentin in einem aufgenommenen Statement am 25. November 2024 verurteilt. Romualdez forderte am selben Tag in einer Sitzung des Repräsentant:innenhauses Rechenschaftspflicht für Dutertes Aussagen.

Das Justizministerium (Department of Justice/ DOJ) habe auch eine Untersuchung zu den Aussagen der Vizepräsidentin auf Basis des Anti-Terrorismus-Gesetzes (Anti-Terrorism Act/ATA) von 2020 eingeleitet. Laut DOJ ermögliche das Gesetz, strafrechtlich gegen Personen vorzugehen, deren Äußerungen als Bedrohung der nationalen Sicherheit gewertet werden können. Das DOJ stellte später klar, dass es nicht beabsichtige, Duterte zur Terroristin zu erklären, doch müsse sie sich für ihre Drohungen gegenüber Präsident Marcos Jr. verantworten. Die Anhörung in der Untersuchung des nationalen Büros für Ermittlungen (National Bureau of Investigations/NBI) zu ihren Aussagen wurde auf den 11. Dezember 2024 verschoben, nachdem sich Duterte für den ersten Termin entschuldigt ließ. Duterte erschien jedoch auch nicht zum neu festgelegten Termin.

Der ehemalige Präsident Rodrigo Duterte forderte das philippinische Militär (Armed Forces of the Philippines/AFP) in einer Pressekonferenz vom 25. November 2024 auf, Präsident Ferdinand Marcos Jr. und seinen Verbündeten sowie den Sprecher des Repräsentant:innenhauses Martin Romualdez, zu „korrigieren“. Rodrigo Duterte ließ die Aussage offen und benannte keinen Putsch gegen Marcos Jr. Das AFP erklärte jedoch, sich von Parteipolitik distanzieren zu wollen und keine Seite in diesem politischen Konflikt ergreifen werde.

 

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