Massaker in Himamaylan City in Negros

Die Menschenrechtsorganisation Karapatan forderte die philippinische Menschenrechtskommission (Commission on Human Rights/CHR) auf, unabhängige Untersuchungen in die Ermordung von Roly und Emelda Fausto und ihren beiden minderjährigen Söhnen Ben und Ravin Fausto einzuleiten. Die Familie Fausto wurde am 14. Juni 2023 in ihrem Haus in Himamaylan City in der Provinz Negros Occidental erschossen aufgefunden. Lediglich die Tochter, Emily Fausto, und drei weitere Geschwister waren zum Zeitpunkt abwesend und überlebten den Angriff.

Negros ist ein bekannter Schauplatz von gewaltvollen Zusammenstößen des philippinischen Militärs und der New People’s Army (NPA), die seit 50 Jahren einen bewaffneten, kommunistischen Aufstand in den Philippinen anführt. Das Massaker der Fausto Familie reiht sich in die fortwährende Militarisierung und Gewalt an Landarbeiter:innen, Morden und Straflosigkeit auf der Insel Negros ein – was vor allem durch die 2018 zur Beendigung der kommunistischen Aufstände im Land Executive Order Nr. 70 und Memorandum Order Nr. 32 vorangetrieben wurde.

Polizeiberichten zufolge waren 15 bewaffneten Männer in der Ermordung der Fausto Familie involviert. Bislang wurde die Täter noch nicht identifiziert. Die Menschenrechtsgruppen Karapatan und Defend Panay Network bezichtigen das philippinische Militär für das Massaker verantwortlich zu sein. Sprecher des regionalen Polizeibüros in Negros Occidental, Judesses Catalago, erklärte, dass eine Zeugenaussage den Schwiegervater von Emily Fausto als Führungsperson der NPA erkannt habe, was den Fall mit der NPA in Zusammenhang bringe. Die NPA hingegen sieht im philippinischen Militär die Verantwortlichen für das Massaker. Beide Seiten verurteilten die Morde. Lokale Angehörige und Unterstützer:innen der ermordeten Familie verneinen jedoch die lokale Präsenz von NPA-Kräften und berichteten von verstärkter Militarisierung sowie sogenanntem „Red-Tagging“ Vorfällen (also der fälschlichen Bezichtigung am kommunistischen Aufstand beteiligt zu sein).

Karapatan zufolge waren Emilda und Roly als Zuckerrohr-Landarbeiter:innen tätig. Emelda Fausto war in der lokalen landwirtschaftlichen Organisation Baclayan, Bito, Cabagal Farmers Association (BABICAFA) aktiv. Das Ehepaar Fausto berichtete zuvor von „Red-tagging“ Bedrohungen durch das Militär, Übergriffen sowie Einbrüchen in ihr Haus. Nach einem Statement von Defend Panay Network wurden sie des Öfteren von Regierungssoldaten schikaniert.  Diese wollten die Faustos unter Druck zu setzen, ihre vermeintliche Unterstützung der Communist Party of the Philippines, der NPA sowie der National Democratic Front zu gestehen.

Die CHR in Negros Occidental bestätigte, eine Reihe von Untersuchungen in den Mordfall der Fausto Familie einzuleiten und habe bereits eine Investigation im Dorf und den umliegenden Gemeinden durchgeführt.

 

Foto © Raffy Lerma

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