In den Philippinen haben die Spannungen zwischen den einflussreichen politischen Familien Duterte und Marcos erneut zugenommen. Vizepräsidentin Sara Duterte äußerte während einer Pressekonferenz am 18. Oktober 2024 in Manila, dass sie erwäge, die Leiche von Ferdinand Marcos Sr. auszugraben und in das Westphilippinische Meer zu werfen, falls die öffentlichen Angriffe vonseiten der Marcos-Familie nicht endeten. Justizminister Jesus Crispin Remulla bezeichnete diese Aussage als „beunruhigend“ und kündigte an, die rechtlichen Konsequenzen dieser Bemerkungen zu prüfen.
Die Äußerungen der Vizepräsidentin knüpfen an die Handlungen ihres Vaters, des ehemaligen Präsidenten Rodrigo Duterte, an, der 2016 in der Kritik stand, als er die Beisetzung des umstrittenen ehemaligen Diktators Ferdinand Marcos Sr. im „Libingan ng mga Bayani“ (Friedhof der Held:innen) genehmigte. Diese Entscheidung wurde stark angeprangert, da Marcos Sr. für schwere Menschenrechtsverletzungen und die Veruntreuung öffentlicher Gelder verantwortlich gemacht wird.
Rodrigo Duterte selbst kündigte am 7. Oktober 2024 seine Kandidatur für die nächste Bürgermeister:innenwahl von Davao City an – ein Amt, das er zuvor schon über 20 Jahre innehatte. Duterte werde gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian kandidieren, dem derzeitigen Bürgermeister, der nun als Vizebürgermeisterkandidat antreten soll. Die Wahl findet im Mai 2025 statt; im Falle seiner Wahl wolle Rodrigo Duterte seine Kampagne gegen illegale Drogen fortsetzen.
Gleichzeitig steht Vizepräsidentin Sara Duterte, in ihrer Rolle als Bildungsministerin, wegen der Nutzung vertraulicher staatlicher Mittel unter parlamentarischer Beobachtung. Abgeordnete des Repräsentant:innenhauses forderten am 20. Oktober 2024 Aufklärung über ihre Ausgaben, insbesondere in Bezug auf 15,54 Millionen Pesos, die für einen Leadership-Gipfel für junge Menschen des philippinischen Militärs (Armed Forces of the Philippines/AFP) im Vorjahr ausgewiesen wurden. Die Prüfungskommission (Commission on Audit/COA) berichtete, dass die tatsächliche Verwendung dieser Mittel bislang unklar sei.
Der Konflikt beleuchtet die anhaltende Debatte über den Einfluss politischer Dynastien in den Philippinen. In der Verfassung von 1987 wird in Abschnitt 26 das Ziel formuliert, politischen Familien den gleichberechtigten Zugang zu Machtpositionen zu gewährleisten und die Gründung von Dynastien zu verhindern. Trotz dieses Ziels haben bisher vorrangig politische Dynastien das Land regiert. Auch das sogenannte Listensystem, das marginalisierten Gruppen im Kongress eine Stimme verleihen sollte, wurde zunehmend von mächtigen Familien instrumentalisiert.
Foto © Raffy Lerma