Journalismus in den Philippinen bleibt gefährlich

In den Philippinen wurden 2024 keine Morde an Journalist:innen gemeldet – zum ersten Mal seit mehr als zwanzig Jahren –, was eine seltene Verbesserung der Pressesicherheit darstellt. Menschenrechtsgruppen warnen jedoch davor, dass Medienschaffende weiterhin Einschüchterungen, dem sogenannten „Red-tagging“ und politisch motivierten Anklagen ausgesetzt sind. „Red-tagging“ ist eine Praxis, bei der Einzelpersonen oder Organisationen als Mitglieder der bewaffneten, kommunistischen Aufstandsbewegung oder terroristisch bezeichnet werden.

Die Regierung von Präsident Ferdinand Marcos Jr. hat sich noch nicht mit den laufenden Strafverfahren gegen Journalist:innen befasst, darunter auch der Fall von Frenchie Mae Cumpio, die seit mehr als fünf Jahren inhaftiert ist. Die 26-jährige Cumpio wird wegen Terrorismusfinanzierung, illegalem Waffenbesitz und Doppelmord angeklagt – Vorwürfe, die Menschenrechtsorganisationen als politisch motiviert bezeichnen.

Im Vorfeld einer Anhörung im September 2025 unterzeichneten über 250 Journalist:innen und Medienorganisationen einen gemeinsamen Appell, in dem sie Marcos Jr. aufforderten, die Freilassung von Cumpio zu gewährleisten. Die Kampagne, die vom Committee to Protect Journalists (CPJ) und der Koalition #FreeFrenchieMaeCumpio aus internationalen und philippinischen Pressefreiheitsgruppen koordiniert wurde, hob schwerwiegende Unregelmäßigkeiten bei ihrer Verhaftung hervor, darunter Vorwürfe, dass die Polizei Schusswaffen platziert habe, um die Anklage zu rechtfertigen.

Für ihre Entschlossenheit, trotz Einschüchterungen und Inhaftierung weiterhin als Journalistin tätig zu sein, wurde Cumpio kürzlich in der Kategorie „Mut“ für den 33. Pressefreiheitspreis von Reporter ohne Grenzen (RSF) nominiert.

Unter der Regierung von Marcos Jr. hat sich die Position der Philippinen im weltweiten Pressefreiheitsranking verbessert und ist im RSF-Index 2025 um 18 Plätze auf Rang 116 gestiegen. Dennoch wurden seit seinem Amtsantritt im Jahr 2022 acht Journalist:innen getötet. Der jüngste Mord an Noel Bellen Samar, dem achten Opfer, unterstreicht die anhaltende Straflosigkeit für Angriffe auf die Medien. Samar, bekannt für seine Radioprogramme, wurde am 20. Oktober 2025 in Guinobatan in der Provinz Albay auf seinem Motorrad erschossen und starb einen Tag später im Krankenhaus. Das Motiv für den Mord ist noch nicht geklärt.

Wie ihre Vorgänger hat auch die derzeitige Regierung es versäumt, Gerechtigkeit für Angriffe auf Journalist:innen zu schaffen, sagte Phil Robertson, Direktor von Asia Human Rights and Labour Advocates.

Rechtsstreitigkeiten prägen weiterhin die Medienlandschaft des Landes. Am 23. Juli 2025 wies das Berufungsgericht (Court of Appeals/CA) die Börsenaufsichtsbehörde (Security and Exchange Commission/SEC) jedoch an, die Gründungsurkunden von Rappler Inc. und Rappler Holdings Corporation (RHC) wieder in Kraft zu setzen, und bestätigte damit, dass das Medienunternehmen vollständig im Besitz von Filipin@s ist und von diesen betrieben wird. Das Gericht tadelte die SEC wegen Voreingenommenheit und warnte, dass die Unterdrückung konformer Medienunternehmen die Pressefreiheit gefährden könnte. Nur im Fall der Cyber-Verleumdung gegen Rappler-CEO Maria Ressa und den Reporter Reynaldo Santos Jr. muss der Oberste Gerichtshof noch eine Entscheidung fällen.

 

Foto © Raffy Lerma

weitere Beiträge