Indigene Gemeinschaften in Palawan leiden unter Schikanen und Vertreibung im Rahmen eines Landrechtsstreits mit einem Unternehmen

Indigene Gemeinschaften und Bewohner:innen in Sitio Mariahangin im Dorf Bugsuk (auch Mariahangin Island genannt) äußern dringende Bedenken hinsichtlich systematischer Schikanen, Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit einem umstrittenen Landrechtsstreit, an dem Berichten zufolge der Großkonzern San Miguel Corporation (SMC) beteiligt ist.

Das Dorf Bugsuk liegt auf einer kleinen Insel in der Gemeinde Balabac in der Provinz Palawan.

Balabac hat eine Geschichte der Vertreibung, die bis in die Zeit des Kriegsrechts unter dem ehemaligen Präsidenten und Ex-Diktator Ferdinand Marcos Sr. zurückreicht. Im Jahr 1974 übertrug er 10.821 Hektar angestammtes Land auf den Inseln Bugsuk und Pandanan im Rahmen eines Landtauschabkommens an Eduardo „Danding“ Cojuangco Jr., den damaligen CEO von SMC.

Sitio Mariahangin ist die Heimat der indigenen Völker der Molbog und Cagayanen. Es ist zum Schauplatz eskalierender Spannungen wegen angeblicher Pläne geworden, das Gebiet zu einem Ökotourismus-Standort zu entwickeln.

Im Jahr 2023 begann SMC Berichten zufolge im Rahmen seines „Malasakit Program ni Ramon S. Ang” damit, den Bewohner:innen Umzugsbeihilfen anzubieten, damit sie die Insel verlassen. Während einigen Familien angeblich bis zu 400.000 Pesos versprochen wurden, erhielten viele Berichten zufolge deutlich weniger– oft ohne formelle Unterlagen.

SMC hat öffentlich erklärt, dass es keine Grundstücke in Mariahangin besitzt und keine Pläne für eine zukünftige Entwicklung in diesem Gebiet hat. Die Bewohner:innen bestreiten diese Behauptung jedoch und verweisen auf ein Video einer vom Ministerium für Agrarreform (Department of Agrarian Reform/DAR) organisierten Sitzung, in der eine von SMC ihnen angeblich Umsiedlungs- und Finanzhilfen angeboten hat. Als SMC mit dem Video und anderen öffentlich zugänglichen Informationen konfrontiert wurde, die seiner offiziellen Erklärung widersprechen, gab das Unternehmen keine Stellungnahme ab.

Fast die Hälfte der ursprünglich 200 Familien in Mariahangin ist unter Verweis auf den zunehmenden Druck und die Umsiedlungsangebote weggezogen. Die umgesiedelten Familien leben nun in Litason auf dem Festland von Palawan, einem Ort, der Berichten zufolge von einer Tochtergesellschaft von SMC Holdings finanziert wurde. Sie beklagen nun, dass es in der Gegend an grundlegender Infrastruktur mangelt und sie von ihren traditionellen Fischerei- und Landwirtschaftsaktivitäten abgeschnitten sind. Einige sagen, sie seien unter Druck gesetzt worden, ihre Häuser in Mariahangin abzureißen und Teilauszahlungen ohne Unterstützung für ihren Lebensunterhalt zu akzeptieren.

Etwa 90 Familien leben noch immer in Mariahangin und weigern sich, das zu verlassen, was sie als ihre angestammte Heimat betrachten. „Man kann arm sein, aber hier wird man nie hungern“, sagte Gemeindevorsteher Jilmani Naseron. Die Bewohner:innen ernähren sich durch Fischfang, Agar-Agar-Anbau (Seetang) und den Anbau von Gemüse und Reis und beziehen ihre Nahrung von Land und Meer.

In den letzten Monaten wurden jedoch vermehrt Menschenrechtsverletzungen gemeldet, darunter mehr Übergriffe, erfundene Anschuldigungen und Schikanen gegen die verbliebenen Familien. Im Mai 2025 wurden zehn Gemeindemitglieder wegen „schwerer Nötigung” festgenommen und wenige Tage später wieder freigelassen. Unter den Angeklagten befand sich auch die Gemeindevorsteherin Angelica Nasiron, die zusätzlich wegen Cyber-Verleumdung angeklagt und letzten Monat verhaftet wurde. Der 64-jährige Gemeindevorsteher Oscar Pelayo Sr. befindet sich seit Mai wegen eines Falles von illegalem Fischfang aus dem Jahr 2006 in Haft, in dem laut Angaben seiner Familie Beweise angeblich gefälscht wurden.

Die Einwohner:innen von Mariahangin fürchteten sich vor den Sicherheitskräften von JMV, die Berichten zufolge von der SMC-Tochtergesellschaft Bricktree Properties in das Dorf entsandt wurden. Die Wachleute wurden von Rechtsanwalt Ceasar Ortega geschickt, der behauptet, eine Gruppe von angeblichen Landbesitzer:innen in Mariahangin zu vertreten. Berichten zufolge belästigten bewaffnete Sicherheitskräfte die Gemeinde seit mehr als einem Jahr kontinuierlich. Am 4. April 2025 kamen 80 weitere Wachleute in die Gemeinde und schlossen sich den ursprünglich 16 bereits im Dorf stationierten Wachleuten an. Mehr als einen Monat später, am 18. Mai, trafen weitere 40 bewaffnete Wachleute ein.

Die Familien von Mariahangin hielten abwechselnd Wache, um ihre Küsten zu überwachen, und führten rund um die Uhr Strandpatrouillen durch. Entschlossen, ihre Gemeinde zu schützen, bildeten sie menschliche Barrikaden, um die von ihnen als „unerwünschte Eindringlinge” bezeichneten Personen von ihrem Territorium fernzuhalten. Es wird vermutet, dass SMC solche Einschüchterungstaktiken anwendet, um die Bewohner:innen zur Entwicklung der Insel zu zwingen.

In einem juristischen Rückschlag wies ein Gericht in Muntinlupa City im Juni 2025 einen Antrag von Gemeindevorsteher:innen aus Molbog zurück, die eine einstweilige Verfügung gegen Sicherheitskräfte von JMV Security Services beantragt hatten. Das Gericht verwies auf Zuständigkeitsfragen und stellte den Rechtsanspruch der Gemeinde auf das Land in Frage, wobei es auf eine Urkunde aus dem Jahr 2024 verwies, in der die Insel als Privatbesitz deklariert wurde.

Am 1. August 2025 verließen die angeheuerten Wachleute die Insel, nachdem die Bewohner:innen unter Vermittlung des Abgeordneten Jose C. Alvarez aus dem 2. Bezirk von Palawan eine Einigung mit der Sicherheitsagentur erzielt hatten. Einen Tag später wurden jedoch Berichten zufolge erneut mehrere Männer auf der Insel stationiert.

Im Dezember 2024 erlangte der Widerstand der Molbog-Gemeinde nationale Aufmerksamkeit, als die Bewohner:innen einen neuntägigen Hungerstreik vor dem Hauptsitz des DAR in Quezon City durchführten. Dies geschah, nachdem die Einstufung des Landes im Rahmen des nationalen Agrarreformprogramms (Comprehensive Agrarian Reform Program/CARP) im September 2023 plötzlich aufgehoben und die vorherige Einstufung rückgängig gemacht worden war. Die DAR-Entscheidung begründete dies damit, dass das Land für die Landwirtschaft nicht geeignet sei.

Anhaltende Angst und Spannungen haben das tägliche Leben der Bewohner:innen von Mariahangin beeinträchtigt.

Die Molbog-Gemeinschaft lebt seit Generationen in dieser Region und hat 2005 offiziell die Anerkennung ihres angestammten Gebiets beantragt. Allerdings wurde ihr Antrag auf ein Zertifikat über den angestammten Landbesitz (Certificate of Ancestral Domain Title/CADT) bei der Nationalen Kommission für indigene Völker (National Commission on Indigenous Peoples/NCIP) bisher nicht weiter bearbeitet, wodurch sie in einer rechtlichen Grauzone leben und der Gefahr von Landraub ausgesetzt sind.

Die SAMBILOG-Balik Bugsuk-Bewegung verurteilte die anhaltenden Einschüchterungen gegen die Bewohner:innen und forderte zusammen mit lokalen Geistlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen ein sofortiges Eingreifen der Regierung.

 

Foto © Hannah Wolf

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