Anklage gegen 17 Polizeibeamte im „Bloody Sunday“ Mordfall aufgehoben

Das Justizministerium (Department of Justice/DOJ) ließ am 16. Januar 2023 die Anklage gegen 17 Polizeibeamte wegen des Mordes an Gewerkschaftsführer und Generalsekretär von BAYAN-Cavite Emmanuel „Manny” Asuncion in Cavite fallen. 

Der Mordfall ereignete sich im Rahmen des sogenannten „Bloody Sunday“-Massakers oder der Calabarzon-Morde am 7. März 2021. An dem Tag fanden zeitgleich polizeiliche Razzien in den frühen Morgenstunden in Cavite, Batangas und Rizal statt, bei denen insgesamt neun Aktivist:innen getötet und sechs weitere verhaftet wurden. 

Das DOJ begründete die Entscheidung im Fall von Asuncion damit, es fehle an Beweisen, die belegen, dass ein Verbrechen vorliegt, sowie an der Identifizierung der Täter. Laut den Polizeibeamten handelten diese in Notwehr. Gerichtsmedizinerin Dr. Raquel Fortun stellte nach der Autopsie des Leichnams von Asuncion am 12. März 2021 fest, dass es sich, aufgrund der zahlreichen Schusswunden, vor allem im Brustbereich, um eine gezielte Tötung handeln musste. Weitere Schlussfolgerungen konnte sie aufgrund des fehlenden Zugangs zur Kleidung des Toten und der Mordszene, unter anderem, nicht ziehen. Es konnte dadurch weder bewiesen werden, dass die Beamten in Notwehr gehandelt hatten, noch, dass Asuncion eine Waffe gehalten oder abgefeuert hatte. 

Asuncions Ehefrau, Liezel Asuncion, hatte den Schusswechsel nicht gesehen. Sie war auch nicht in der Lage, die Täter zu identifizieren, da diese maskiert waren und ihre Namensschilder verdeckt hielten. Dies erschien Dr. Fortun als fragwürdig, wie sie in einem Interview äußerte, da es sich doch um einen offiziellen Polizeieinsatz handelte. Dr. Fortun meinte auch, ihr gerichtsmedizinischer Bericht sei vom DOJ „verdreht” worden, um zu argumentieren, dass die Beamten in Notwehr gehandelt hätten. Zudem unterstrich sie, dass es immer eine unabhängige Untersuchung benötigt, denn Täter dürften ihre Taten nicht selbst untersuchen können.

Liezel Asuncion legte am 26. Januar 2023 Berufung gegen das Urteil beim DOJ ein. Ihr 27-seitiger Antrag führt an, dass die Polizisten mit „Missbrauch überlegener Stärke sowie unter offensichtlichem Vorsatz gehandelt und sich miteinander verschworen haben“.

 

Photo © Raffy Lerma

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