Romeo Capalla & Dionisio Garete

Als Teil des Widerstands gegen den Diktator Ferdinand Marcos in den 1980er Jahren wurde Romeo Capalla als politischer Gefangener inhaftiert. Nach dem Ende der Diktatur gründete er deshalb die Organisation SELDA, die sich für die Freilassung politischer Gefangener im Land einsetzt. In den letzten Jahren zog er sich aus dem politischen Aktivismus zurück und wurde als Vorsitzender des Panay Fair Trade Centers (PFTC) ein erfolgreicher Geschäftsmann, der fair gehandelte Produkte u.a. nach Deutschland und Italien exportierte.

Am 15. März 2014 wurde Romeo Capalla vor den Augen seiner 90-jährigen Schwiegermutter auf dem Marktplatz von Oton, Iloilo auf der Insel Panay von nicht identifizierten bewaffneten Personen durch mehrere Schüsse ermordet. Nur wenige Wochen später wurde am 28. Mai 2014 mit Dionisio Garete ein weiteres Mitglied des PFTC ermordet.

Bereits in der Vergangenheit sah sich das PFTC Repressionen ausgesetzt. So wurde Capalla 2005 Opfer einer konstruierten Anklage wegen Brandstiftung und verbrachte zwei Monate im Gefängnis. Die gegenwärtige PFTC-Präsidentin Ruth Salditos wurde in der Vergangenheit vom Militär als Terroristin denunziert und war mit Hilfe gefälschter Beweise des versuchten Mordes angeklagt.

Die mutmaßlichen Täter sind Mitglieder der paramilitärischen Gruppe Revolutionary Proletarian Army – Alex Boncayao Brigade (RPA-ABB). Diese unterzeichnete 2001 ein Friedensabkommen mit der Regierung, welches allerdings vorsah, dass sie ihre Waffen behalten durften. Seither operieren sie, toleriert von den staatlichen Sicherheitsorganen, auf den Inseln Panay und Negros als Söldner:innen und Auftragsmörder:innen für lokale Politiker:innen und Großgrundbesitzer:innen. Im Januar 2014 erhielt Dionisio Garete von Mitgliedern der RPA-ABB die Warnung, sich nicht mehr im PFTC zu engagieren. Wenige Tage nach dem Mord an Capalla wurden Haftbefehle gegen mutmaßliche Mitglieder der RPA-ABB erlassen. Das philippinische Verfassungsgericht hat die Ermittlungen zum Mord an Capalla eingestellt, ohne, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden.

 

Der AMP-Menschenrechtsbericht von 2017 dokumentiert den Fall Capalla auf Seite 12.

Das AMP hat 2014 Appellbriefe an die philippinische Regierung verschickt, mit der Forderung eine sofortige und unabhängige Untersuchung im Mordfall Capalla einzuleiten und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Download (PDF): AMP-Schreiben an den Präsidenten zum Mord an Romeo Capalla 2014 (Engl.)

Download (PDF): AMP-Schreiben an die Justizministerin zum Mord an Romeo Capalla 2014 (Engl.)

 

Update: 2. Februar 2023

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