Zwei Aktivist:innen in Cebu gewaltsam entführt, schwere Menschenrechtsverletzung sagt CHR

In einem Statement vom 24. Januar 2023 verurteilte das Aktionsbündnis Menschenrechte – Philippinen (AMP) die kürzliche Entführung der 28-jährigen Entwicklungshelferin Dyan Gumanao und des 27-jährigen Arbeitsrechteaktivisten Armand Dayoha in Cebu City.

Am 10. Januar 2023 wurden Gumanao und Dayoha am helllichten Tag von angeblichen staatlichen Sicherheitskräften in Cebu City gewaltsam entführt. Die beiden wurden am 13. Januar von ihren Familien als vermisst gemeldet, nachdem diese nichts mehr von ihnen gehört hatten. Ein Video des Vorfalls wurde den Familien der Opfer von einem:einer besorgten Bürger:in zur Verfügung gestellt, nachdem die Nachricht von den vermissten Aktivist:innen im Internet kursierte. Es zeigt, dass mehrere Zeug:innen beobachtet haben, wie die beiden im Hafen von Cebu City von Männern in Zivil in ein Fahrzeug gezwungen wurden.

Vermutlich trugen der starke öffentliche Druck und die gemeinsamen Bemühungen verschiedener Organisationen dazu bei, dass Gumanao und Dayoha in der Nacht des 15. Januars 2023 in Carmen Town, Nord-Cebu, freigelassen wurden. Beide wurden körperlich unversehrt, aber traumatisiert aufgefunden. Die beiden gaben an, dass sich die Entführer als Polizeibeamte ausgaben. Sie sagten auch, dass ihnen die Augen verbunden wurden, sie ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten und getrennt verhört wurden. Laut den Aktivist:innen wollten die Entführer Kenntnisse über ihre Verbindungen zum kommunistischen Aufstand in Erfahrung bringen. 

Dyan Gumanao ist langjährige Mitarbeiterin und Koordinatorin bei Community Empowerment Resource Network, Inc. (CERNET), einer Partnerorganisation eines AMP-Mitglieds. Außerdem ist sie ehrenamtlich für die Alliance of Concerned Teachers tätig. Ihr Partner, Armand Dayoha, ist Arbeitsrechtsorganisator bei Alyansa sa Mamumuo sa Sugbo (AMA Sugbo) und Koordinator der Alliance of Health Workers. Dayoha arbeitet auch als Programmkoordinator bei Visayas Human Development Agency, Inc. (VIHDA), einer Partnerorganisation eines AMP-Mitglieds.

Vor ihrer Entführung wurden beide von staatlichen Sicherheitskräften bereits überwacht, schikaniert und bedroht. Gumanao gehörte zu den sogenannten „Cebu 8“ – acht Aktivist:innen, die am 5. Juni 2020 gegen die Pandemiemaßnahmen der Regierung protestierten und dann festgenommen wurden. Nach der Teilnahme an einem Protest zum Gedenken an das Mendiola-Massaker am 22. Januar 2021 wurden die beiden von mutmaßlich staatlichen Kräften beschattet

Nach der Entführung wandten sich die zwei Aktivist:innen an die Menschenrechtskommission Central Visayas 7 (Commission on Human Rights/CHR 7), um eine formelle Beschwerde einzureichen. Das CHR7 wies auf Abschnitt 7 des Anti-Enforced or Involuntary Disappearance Act von 2012 hin, das jede Person dazu verpflichtet, Informationen zu Entführungen und Verschwindenlassen preiszugeben, um zur Aufklärung der Fälle beizutragen. Zudem nannte das CHR7 erzwungenes Verschwindenlassen eine „schwere Menschenrechtsverletzung“ und forderte daher die Strafverfolgungsbehörden der philippinischen Regierung nachdrücklich auf, diesen Fall dringend zu behandeln. 

Eine Sonderermittlungsgruppe (Special Investigation Task Group/SITG) der Cebu City Polizei ist damit beauftragt, den Fall zu untersuchen.

 

Photo © Raffy Lerma

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