Isabelo Adviento
Menschenrechtsverteidiger Isabelo Adviento ist seit 15 Jahren Mitarbeiter des Regionalbüros der NRO Katinnulong Daguiti Umili iti Amianan (KADUAMI) in Cagayan Valley in den Kordilleren im Norden Luzons. Adviento setzt sich dort seit vielen Jahren für die Rechte von Kleinbäuer:innen und marginalisierten Bevölkerungsgruppen ein.
Am Abend des 8. April 2022 wurde Adviento in einem Restaurant in Bayombong Town in der Provinz Nueva Vizcaya von mindestens 30 Mitgliedern der philippinischen Nationalpolizei (PNP) und des philippinischen Militär (Armed Forces of the Philippines/AFP) festgenommen. Nach Angaben der PNP beruhte die Verhaftung auf einem Haftbefehl wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Gesetz zum illegalen Besitz von Feuerwaffen und Munition (Republic Act 10591) und das Gesetz zum illegalen Besitz von Sprengstoff (Republic Act 9516). Der Haftbefehl wurde bereits am 17. Januar 2021 ausgestellt.
Die Anzeige geht auf eine PNP-AFP-Hausdurchsuchung vom 2. Dezember 2020 zurück. Ohne einen Durchsuchungsbeschluss vorzuweisen, stürmten in den frühen Morgenstunden etwa 100 Personen der 77. und 17. Infanteriebataillone der AFP und der PNP Advientos Haus in Baggao in der Provinz Cagayan. Die staatlichen Sicherheitskräfte drangen gewaltsam in das Haus ein. Adviento hielt sich zu diesem Zeitpunkt nicht dort auf. Seine Ehefrau, Kinder und Enkelkinder wurden von den Sicherheitskräften aufgefordert, das Haus während der Durchsuchung zu verlassen. Advientos Ehefrau zufolge wurden die Überwachungskameras vor dem Haus mit einer Jacke verdeckt und auch die Speicherkarte der Kameras entfernt. Die staatlichen Sicherheitskräfte behaupteten, eine Tasche mit Schusswaffen und Sprengkörpern im Zuge der Hausdurchsuchung sichergestellt zu haben. Erst vier Stunden nach Beginn der Durchsuchung trafen Mitarbeitende der PNP-Kriminalabteilung (Criminal Investigation and Detection Group/CIDG) und der Barangay in Advientos Haus ein, um den Durchsuchungsbeschluss zuzustellen. Adviento und seine Familie gehen davon aus, dass die Waffen und Sprengkörper von den Sicherheitsorganen im Haus vorsätzlich während der Hausdurchsuchung platziert wurden.
Auch Adviento war vor seiner Verhaftung mehrmals Opfer von red-tagging-Angriffen gewesen. Er wurde von AFP-Streitkräften verfolgt, die Video- und Fotoaufnahmen von ihm machten, und erhielt Drohbriefe von Unbekannten. Advientos Name und Fotos wurden auf Plakaten an öffentlichen Plätzen aufgehängt und in sozialen Medien gepostet, wo er als Terrorist bezeichnet wurde. Eine frühere Anklage gegen Adviento, die ihm drei Entführungen mit Tötung unterstellte, wurde von einem Gericht 2015 abgewiesen.
Im Dezember 2022 genehmigte das Amtsgericht in Tuguegarao City einen Antrag zur Freilassung auf Kaution. Advientos Familie, Freund:innen und Kolleg:innen konnten jedoch die Kaution in der Höhe von rund 1.000.000 Pesos (15.800 Euro) bisher nicht aufbringen. Seine Familie kämpft für die Einstellung des Verfahrens gegen Adviento. Adviento ist im Santiago City Gefängnis in der Provinz Isabela inhaftiert.
Update: 24. Juni 2024
Nathaniel B. Vallente – auch Pastor „Dodo” genannt – ist seit dem 25. Juni 2021 wegen angeblichen illegalen Besitzes von Schusswaffen und Sprengstoff (was einen Verstoß gegen die Gesetze 10591 und 9516 darstellt) in Bohol inhaftiert. Seit acht Jahren ist er Pastor der United Church of Christ in the Philippines (UCCP) auf Bohol in Tugnaw, Basyaw und Pitogo. Pastor „Dodo” ist ein engagierter und geachteter Menschenrechtsverteidiger. Er ist ein bekannter Verfechter der Rechte der Bäuer:innen, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung des nationalen Agrarreform in den Philippinen. In jüngster Zeit war er Berater der lokalen Bauernorganisation Nagkahiusang Maguuma sa San Jose (NAMASAJO), die sich aktiv und mit Nachdruck für das Wohl der Bäuer:innen in der Provinz einsetzt.
In den frühen Morgenstunden des 25. Juni 2021 vollstreckten Beamt:innen der Criminal Investigation and Detection Group (CIDG) von Bohol einen Durchsuchungsbefehl gegen Pastor „Dodo” in seinem Haus in San Jose, Mabini, Bohol, wegen angeblichen illegalen Besitzes von Schusswaffen und Sprengstoff. Zunächst verwechselten die CIDG-Beamt:innen das Haus von Pastor „Dodo” mit dem seines Schwiegervaters Victoriano Boybanting. Zu diesem Zeitpunkt schlief Pastor „Dodo” in seinem eigentlichen Haus, das sich nur wenige Meter von Boybantings Haus entfernt befand. Daher baten die CIDG-Mitarbeiter Pastor „Dodo” zum Haus seines Schwiegervaters zu kommen. Bevor sie mit dem Durchsuchungsbefehl in Boybantings Haus begannen, warteten die CIDG-Mitarbeiter:innen darauf, dass sich die Barangay-Beamt:innen der Durchsuchung anschlossen. Während Pastor „Dodo” und seine Frau warteten, durchsuchten die CIDG-Beamten das Haus und fanden angeblich in einem Zimmer drei Pistolen und eine Granate. Pastor „Dodo” bestand darauf, dass er nicht der Eigentümer der gefundenen Schusswaffen und des Sprengstoffs sei, wurde aber dennoch verhaftet.
Erfundene Anklagen durch das Anbringen von Waffen bei Menschenrechtsverteidiger:innen sind eine gängige Praxis der staatlichen Sicherheitskräfte, um diese zu diskreditieren und zu inhaftieren. Sie machen sich den Mangel an forensischem Fachwissen zunutze, was Aussagen von Zeug:innen für die Ermittlungen und Gerichtsverfahren unerlässlich macht.
Seit Juli 2021 hat Pastor Nathaniel „Dodo” Vallente mindestens sechs Gerichtsverhandlungen durchlaufen. Während der ersten Zeit seiner Inhaftierung wurde er mehrmals in verschiedene Gefängnisse verlegt, ohne dass seine Familie darüber informiert wurde.
Bis heute setzen sich die Familie von Pastor „Dodo”, seine Freund:innen sowie seine UCCP-Kolleg:innen und unterstützende Organisationen für einen fairen Prozess und seine sofortige Freilassung aus dem Gefängnis ein, wobei alle unbegründeten Anklagen fallen gelassen werden sollen.
Das AMP begleitet den Fall von Pastor „Dodo” aufmerksam und hat sich für seinen Fall eingesetzt, indem seinem Fall mehr internationale Sichtbarkeit und diplomatische Unterstützung ermöglicht wurde.
Update: 12. April 2023
Foto © Raffy Lerma