Dyan Gumanao & Armand Dayoha
Am 10. Januar 2023 wurden die 28-jährige Entwicklungshelferin Dyan Gumanao und der 27-jährige Arbeitsrechteaktivist Armand Dayoha am helllichten Tag von angeblichen staatlichen Sicherheitskräften in Cebu City gewaltsam entführt. Die beiden wurden am 13. Januar von ihren Familien als vermisst gemeldet, da sie nichts mehr von ihnen gehört hatten. Ein Video des Vorfalls wurde den Familien der Opfer von einem:einer besorgten Bürger:in zur Verfügung gestellt, nachdem die Nachricht von den vermissten Aktivist:innen im Internet kursierte. Es zeigt, dass mehrere Zeug:innen beobachtet hatten, wie die beiden im Hafen von Cebu City von Männern in Zivilkleidung in ein Fahrzeug gezwungen wurden.
Vermutlich trugen der starke öffentliche Druck und die gemeinsamen Bemühungen verschiedener Organisationen dazu bei, dass Gumanao und Dayoha am Morgen des 16. Januar 2023 in Carmen Town, Nord-Cebu, freigelassen wurden. Beide wurden körperlich unversehrt, aber traumatisiert aufgefunden. Die beiden gaben an, dass sich die Entführer als Polizeibeamte ausgaben. Sie sagten auch, dass ihnen die Augen verbunden wurden, sie ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten und getrennt verhört wurden. Nach Angaben von Gumanao und Dayoha wollten die Entführer etwas über ihre Verbindungen zu terroristischen Gruppen erfahren.
Dyan Gumanao ist eine langjährige Mitarbeiterin und Koordinatorin des Community Empowerment Resource Network, Inc. (CERNET), einer Partnerorganisation eines AMP-Mitglieds. Außerdem ist sie ehrenamtlich für die Alliance of Concerned Teachers tätig. Ihr Lebenspartner, Armand Dayoha, setzt sich für Arbeitsrechte bei der Oragnisation Alyansa sa Mamumuo sa Sugbo (AMA Sugbo) ein und ist Koordinator der Alliance of Health Workers. Dayoha arbeitet auch als Programmkoordinator für den Aufbau von Kapazitäten bei Visayas Human Development Agency, Inc. (VIHDA), einer Partnerorganisation eines AMP-Mitglieds.
Vor ihrer Entführung wurden beide von staatlichen Sicherheitskräften überwacht, schikaniert und bedroht. Die AMP hat wiederholt auf das harte Vorgehen der philippinischen Regierung gegen Menschenrechtsverteidiger:innen, Entwicklungshelfer:innen, Journalist:innen, Gewerkschafter:innen und Kirchenmitarbeiter:innen unter dem Vorwand der Bekämpfung terroristischer Gruppen hingewiesen. Im Laufe der letzten Jahre hatten staatliche Sicherheitskräfte CERNET ohne die Vorlage von Beweisen beschuldigt, eine Frontorganisation des kommunistischen Aufstands in den Philippinen zu sein. Diese oft als „Red-tagging” bezeichnete Praxis zielt darauf ab, die Arbeit von Organisationen zu delegitimieren, die sich für die Förderung von Menschenrechten, Gerechtigkeit, Umweltschutz und Frieden einsetzen. Auch die Mitarbeiter:innen von VIHDA wurden wiederholt bedroht und Opfer von „Red-tagging“ durch staatliche Sicherheitskräfte.
Die Entführung von Gumanao und Dayoha ist ein weiterer Vorfall, der die Schwere der Lage von Menschenrechtsverteidiger:innen in den Philippinen und das Versagen der philippinischen Regierung, diese vor Drohungen, Schikanen, Verunglimpfungen, gewaltsamem Verschwindenlassen und Tötungen zu schützen, verdeutlicht.
Gumanao und Dayoha sind bereit, Strafanzeige gegen ihre Entführer zu erstatten. Laut der philippinischen Regierung, untersucht derzeit eine Sonderermittlungsgruppe den Entführungsfall.
Download (PDF): AMP-Statement: Entführung von Dyan Gumanao und Armand Dayoha (Engl.)
Update: 31. Januar 2023