Jimmy Liguyon

Der Fall der Ermordung von Jimmy Liguyon verdeutlichte das Klima der Straflosigkeit in den Philippinen.

Am 5. März 2012 wurde Liguyon, Antibergbauaktivist und Vorsitzender des Presbyteriums der Gemeinde der United Church of Christ in the Philippines (UCCP) in Dao, San Fernando, Bukidnon, von Alde Salusad, dem Anführer der paramilitärischen Organisation New Indigenous People’s Army Reform (NIPAR), erschossen. Die NIPAR ist ein Teil der zivilen Bürgerwehr (Citizens Armed Forces Geographical Unit/CAFGU) und in dieser Funktion dem 8. Infanteriebataillon des philippinischen Militärs (Armed Forces of the Philippines/AFP) unterstellt.

Liguyon war Ortsvorsteher (Barangay Captain) des Dorfes Dao und der Vorsitzende einer Gruppe der ortsansässigen indigenen Bevölkerung, die geplante Bergbauprojekte in der Region verhindern wollten. In dieser Funktion geriet er in Konflikt mit Salusad, dem Kopf der San Fernando Tribal Datus Association (SANMATRIDA), einer Vereinigung lokaler Indigenen-Führer, die gemeinsam Anspruch auf 52.000 Hektar Land erhoben, um dafür Bergbaukonzessionen vergeben zu können. Für die Legalisierung ihres Anspruchs war allerdings Liquyons Einverständnis notwendig.

Weil er diese verweigert, hatte er im Vorfeld bereits eine Reihe von Morddrohungen erhalten, darunter mehrere von Ben Salusad, dem Vater des Tatverdächtigen, seinerseits Mitglied des 8. Infanteriebataillons der AFP. Einer Zeugenaussage zufolge äußerte Alde Salusad nach dem Mord: „I killed the captain because he wouldn’t [join] the SANMATRIDA and refused to give certification to SANMATRIDA.“

Außerdem veröffentlichte die NIPAR ein Bekennerschreiben in einer lokalen Zeitung, in dem sie angab, sie hätten Liguyon getötet, weil dieser Mitglied der kommunistischen New People’s Army (NPA) gewesen wäre.

Obwohl Alde Salusad von Zeug:innen identifiziert und seit Ende April 2012 per Haftbefehl gesucht wird, wurde er bisher nicht verhaftet. Berichte zufolge hielt er sich in dem Zeitraum weiterhin in Dao, San Fernando, auf und belästigte und bedrohte weitere Bergbaugegner:innen. Es wurde vermutet, dass die lokale Polizei, die um seinen Aufenthaltsort wusste, Vergeltungsmaßnahmen fürchtete, hätte sie den Haftbefehl ausgeführt. Aufrufe internationaler Organisationen und philippinischer NGOs, Salusad deswegen durch die nationale Polizei verhaften zu lassen, waren bislang ungehört verhallt.

Im Laufe der Zeit kontrollierten Salusad und die NIPAR die Kleinbergbauaktivitäten in San Fernando. 78 Familien, darunter auch die Familie des Opfers, flohen darauf aus Dao, da sie um ihr Leben fürchteten.

Jimmy Liguyon war das dritte Opfer eines politischen Mordes innerhalb der UCCP seit Juni 2010.

 

Bis dato ist der Täter weiterhin auf freien Fuß. Dem AMP sind keine weiteren Entwicklungen in der Untersuchung des Mordfalls bekannt.

In den Jahren 2012 und 2013 schickte das AMP drei Appellbriefe an die philippinische Regierung, um eine unabhängige Untersuchung im Mordfall von Jimmy Liguyon zu fordern sowie, dass der Täter Salusad zur Rechenschaft gezogen wird.

 

Download (PDF): AMP-Schreiben an das DOJ zur Ermordung von Jimmy Liguyon 2012

Download (PDF): Antwortschreiben vom DCIM zur Ermordung von Jimmy Liguyon 2012

Download (PDF): AMP-Schreiben an die PNP zur Ermordung von Jimmy Liguyon 2012

Download (PDF): AMP-Schreiben an den Präsidenten zur Ermordung von Jimmy Liguyon 2013

 

Update: 2. Februar 2023